Störfall

Gestern, am Sonntag, hat meine Rufklingel ihre Funktion eingestellt. Damit war ich imstande, mit meiner Augensteuerung per Funk das Hausklingelsystem zu betätigen und Hilfe und Unterstützung zu rufen. Jetzt nicht mehr. Da die kleine Kontroll-LED nicht mehr leuchtet, vermute ich ein defektes Netzteil beim Empfangsteil.

Der Lieferant, TfB, ist über den Ausfall heute morgen informiert worden und ich bin gespannt auf das weitere Prozedere*…

Mir geht es im Übrigen recht gut (-5 auf der nach unten offenen ALS-Befindlichkeitsskala), außer einer spürbaren Herbstmüdigkeit.

*) Wetten können noch platziert werden :-)

Trauer und Eierspeisen

rome_wwstory_angel_in_grief.jpgDer Begriff Trauer bezeichnet die durch ein betrübendes Ereignis, namentlich durch den Verlust nahestehender oder verehrter Personen, oder durch die Erinnerung an solche Verluste verursachte Gemütsstimmung und deren Kundgebung nach außen.

Soweit die Definitionseinleitung von Wikipedia, der offenen Online-Enzyklopädie. Die darauf folgenden, sehr ausführlichen Erörterungen lassen wir hier mal außen vor. Aber eine Ergänzung dazu hätte ich noch: Trauer kann sich auch auf den Verlust körperlicher, sozialer und gesellschaftlicher Fähigkeiten beziehen. Außerdem muss Trauer nicht in jedem Fall nach draussen transportiert werden. Und sie kann sogar durch noch anstehende, zukünftige Schicksalsschläge ausgelöst werden, doch dazu später mehr.

Das erste Mal, dass ich mit Trauer konfrontiert worden bin, war im zarten Grundschulalter. Auf dem Begräbnis meines Großvaters erreichte die Trauer mein Inneres jedoch nicht. Sei es, dass Kinder einen „Panzer“ haben, der die Gefühle nicht vollständig durchlässt, oder ich war noch nicht in der Lage, den Verlust richtig einzuordnen.

Beim 2. Trauerkontakt traf es mich dagegen tief. Ich war Anfang 20 und ein sehr guter Freund durch einen Unfall verstorben. Er hinterließ Frau, Kinder, Familie, Freunde - und mich! Ich war zuerst eher wütend als traurig und empfand es als Frechheit, einfach zu gehen. Als aber sein Sarg heruntergelassen wurde, brach meine mühsam aufrecht gehaltene, gefasste Hülle zusammen und die Trauer übermannte mich. Ich habe sein Grab nie wieder besucht; rein physisch hatte ich mit der Trauer danach abgeschlossen. Innerlich jedoch noch nicht; an seinem ersten Todestag, ein Jahr später, waren die Gefühle wieder da. Nicht ganz so intensiv, aber doch recht stark. Jahr für Jahr nahmen sie an Stärke ab. Heute habe ich sogar das Datum des Todestags vergessen, was dafür spricht, dass ich seinen Tod mittlerweile verarbeitet und die Trauer bewältigt habe. Scheint so, dass die Zeit wirklich alle Wunden heilt, jedenfalls habe ich festgestellt, dass die Intensität der Trauer sich immer umgekehrt proportional zur Menge der vergangenen Zeit verhält; jedenfalls beim „normalen“ Verlauf. Beobachtet z.B. bei meiner Trauer um Exfreundinnen und der von Kindern um ihre dahingeschiedenen Haustiere. So oder so - fast jeder ist bemüht, anschließend den Kontakt mit Trauersituationen von vorneherein zu vermeiden.

Wenn man versucht, einen Trauerverlauf zu beschreiben, entwickelt man früher oder später ein „Phasenmodell“. Es existieren einige mit 5, mehr aber mit 4 Phasen. Auch ich habe verschiedene Phasen durchlebt:
das „nicht-wahrhaben-wollen“, der Schock und die Bestürzung über den Verlust, dann das Akzeptieren des Verlusts, begleitet von Auseinandersetzen und „Einsortieren“. Schließlich Aktionismus und Ablenkung.

Wie viele Phasen man durchlebt und wie lang der Prozess andauert, ist sicher individuell und von Fall zu Fall verschieden. In der Regel wird man jedoch feststellen, dass Trauer endlich ist und nach einer Zeit immer den Platz und den Stellenwert erhält, der ihr zusteht - ohne das normale, gesunde Leben über Gebühr zu beeinflussen. Der Mensch an sich ist eben ein unverbesserlicher Optimist, der auch nach einem großen Verlust immer gerne das sieht und sich an das erinnert, was schön ist - oder schön war. Nach einer gesunden Trauerbewältigung kann man sich dann auch eher an Positives, Schönes erinnern als an Negatives.

Ich bin jetzt 48 Jahre alt und leide seit etwa 3 Jahren an der Amyotrophen Lateralsklerose, kurz: ‘ALS’. ALS ist nicht ansteckend, nicht heilbar und führt nach 3-5 Jahren bei den meisten Erkrankten zum Tod. Ich kann nur noch Hals und Augen bewegen und bin jetzt rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die Krankheit ist recht selten, die Ursachen kaum erforscht und schwer zu diagnostizieren.

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich meine Diagnose erhielt; meine Welt brach zusammen. Das war definitiv ein Schock für mich und ich wollte es nicht wahrhaben. Die längste Phase bei mir ist aber noch immer nicht abgeschlossen: die Akzeptanz meiner Krankheit und die meines Todes. Ich musste mitansehen und erleben, wie ich in kurzer Zeit vom aktiven Mitglied der Gesellschaft mit Firma und Familie zum Pflegefall wurde. Stück für Stück habe ich mein Leben verloren. Nicht mit einem Schlag, sondern langsam und stetig. Wie Lava bei einem Vulkanausbruch, die auf ein Dorf zufließt; gut zu beobachten und einzuschätzen. Der weitere Fluss lässt sich sehr präzise vorherbestimmen - nur mit keinen Mitteln mehr aufhalten!  Ich rechne zwar nicht mehr damit, dass jemand an meine Tür klopft und mir eine Pille mitbringt, die mich heilt - dafür wird zu wenig geforscht. Aber etwas Hoffnung ist geblieben - es gewinnen schließlich auch Menschen im Lotto…

Es gibt sogar Positives über ALS zu vermerken: sie verursacht keine körperlichen Schmerzen und lässt den Kopf klar. So habe ich monatelang Abschied nehmen und meine Angelegenheiten regeln können. Währenddessen habe ich alle Trauergefühle durchlebt - Wut, Verzweiflung, Trotz, Traurigkeit, usw., das ganze Spektrum! Trauer- und Wutanfälle, Verzweiflung und Panikattacken habe ich durchgemacht und hinter mir gelassen. Seitdem bin ich überwiegend gelassen und entspannt, momentan aber genervt vom Warten auf die Atemlähmung und neugierig auf das, was noch kommt. Über die Trauer(-phasen) bin ich jetzt hinaus, verloren und betrauert habe ich auf körperlicher, familiärer wie sozialer Ebene genug, das Thema ist für mich erledigt!

Zu anderen, erfreulichen Themen:
die chilenischen Bergleute sind frei und haben wohl ausgesorgt, die Fußballnationalmannschaft hat gegen die Türkei und Kasachstan gewonnen und wird sich wohl sicher für die EM 2012 qualifizieren, und hier ist alles im grünen Bereich.

Ich hatte noch jemandem das Rezept eines meiner Lieblingsessen versprochen und weil ich nicht mehr genau weiß, wem (noch), stelle ich es hier rein:

Rezept für Fu Yung Hai
(indones. Variante, ist im chinesischen Original meistens ein Omelett mit gebratenem Gemüse)

Zutaten
———–
3 mittelgroße Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
2 Stangen Porree
1 große Dose Tomaten, geschält
3 Möhren
16 Eier
1 EL (Esslöffel) Sambal Oelek
Ketjap Benteng Manis (Sojasauce)
1 EL Curry, 2 EL Salz, 1 EL Zucker, 2 EL Essig, 1 TL (Teelöffel) Pfeffer

Zubereitung
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Die Zwiebeln in feine Würfel schneiden und in einem hohen Topf mit Öl anschwitzen, die Knoblauchzehe zerdrücken und zu den Zwiebeln geben.
Curry und Sambal unter die Zwiebeln mischen, leicht schwitzen lassen.
Die Möhren schräg in dünne Scheiben schneiden und in den Topf geben.
Mit reichlich Sojasauce ablöschen, und die Tomaten dazugeben.
Temperatur runterregeln, pfeffern, Zucker und Essig hineingeben.
Auf niedriger Temperatur köcheln lassen und den Porree in daumendicke Stücke schneiden und hinein geben.

Die Eier mit etwas Wasser in eine Schüssel schlagen, salzen und pfeffern. Eine Pfanne mit sehr wenig Öl auf niedriger Stufe erwärmen, und etwas Ei ganz dünn hineingießen, bis das Ei leicht gestockt ist.
Dann das dünne Omelett aufrollen, die Rolle zur Seite schieben, und wieder etwas Ei angießen.
Anschließend weiter aufrollen, wieder zur Seite schieben, angießen usw.
Die Menge Ei sollte für 2 Rollen (sehen dann ähnlich aus wie Biskuitrollen) reichen, die in etwa 1 1/2 Finger dicke Scheiben geschnitten und in den Topf unter das Gemüse gehoben werden.

Noch etwas mitziehen lassen und mit Reis servieren.

Mindesthaltbarkeitsdauer

Was gab es in der vergangenen Woche bei mir Erwähnenswertes? Nichts. Mir geht es erwartungsgemäß so lala, große Sprünge sind nicht drin - kleine auch nicht. Eigentlich gar keine. Aber wer nicht springt, verbiegt auch keine USB Sticks mit seinem Hintern, was ansonsten schonmal passiert. Erstaunlich, aber wahr! Der Herbst ist jetzt definitiv da, mal wieder. Diesmal mit einem echten „Goldenen Oktober“, viel Sonne und Temperaturen jenseits der 20 Grad. Schönstes Wetter zum Drachen steigen lassen, Pilze suchen, Inliner, Fahrrad oder Motorrad fahren, Fallschirmspringen usw. Oder man ignoriert das Wetter, macht es sich auf dem Sofa bequem (das fehlt mir als bekennendem „Couch potatoe“ sehr, ich habe jetzt bald 2 Jahre nicht mehr auf einer Couch gesessen) und zieht sich die jährlichen Wiederholungen guter Filme wie „Dogma“, „Sin City“, u.a. bei den privaten TV Sendern rein. Apropos Glotzen - ich habe jetzt (schon zum wiederholten Mal) beim ZDF „Markus Lanz“ länger als 15 Minuten gesehen. Kannte ich früher nur vom Zappen - und als (sehr gute) Parodie bei „Switch reloaded“. Berücksichtigt man dann noch, dass ich oft 3 Sat Dokumentationen sehe, kann man getrost konstatieren: ich werde alt!

Was mich aber im Moment beschäftigt, ist etwas völlig Anderes. Ich besitze schon seit vielen Jahren einen Organspendeausweis, habe mich in die DKMS Datenbank aufnehmen lassen und war regelmäßig Blut spenden. Seit kurzem überlege ich aus gegebenem Anlass, wie -und ob- die Organentnahme überhaupt noch funktioniert, wenn mein Körper schon länger tot ist. Angenommen, ich gehe um 23.00 Uhr ins Bett und sterbe um 2 Uhr nachts an Atemversagen. Ich werde erst 7 Stunden danach, um 9.00 Uhr gefunden. Ist dann überhaupt noch etwas von mir zu gebrauchen, zu „verwerten“? Oder kann man meinen Organspendeausweis nur noch zusammen mit meinem Körper entsorgen? Ist ziemlich wahrscheinlich - und schade.

Zumal in Deutschland 3 Menschen pro Tag sterben, weil die benötigten Organe für eine rettende Transplantation nicht zur Verfügung stehen. Wäre die Gesetzeslage bei uns etwas anders gelagert, stünden immerhin schonmal theoretisch mehr Organspender zur Verfügung, und die Wartelisten und -Zeiten wären nicht so lang, dass Menschen sterben müssten. In Skandinavien z.B. ist die Organspende so geregelt, dass jeder automatisch der Entnahme nach seinem Tod zustimmt. Sehr sozial, außerdem stellt diese Regelung eine große psychische und moralische Erleichterung dar, weil die Angehörigen eines Sterbenden nicht zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt über seinen Kopf hinweg über seine Organspende entscheiden müssen. Wenn religiöse oder andere Bedenken bestehen, reicht eine kurze Willensbekundung in Schriftform.

Hier ist es genau umgekehrt: wer spenden will, muss das explizit (z.B. in Form eines Organspendeausweis) festlegen. Nebenbei bemerkt - man kann darin auch festlegen, was ausgeschlossen werden soll; auch ein genereller Organspendeverzicht kann hier festgelegt werden. So oder so ist der Organspendeausweis der Ausdruck und die Be(-ur-)kundung des eigenen Willens, der im Fall der fehlenden eigenen Ausdrucksmöglichkeiten nicht missachtet werden kann. Und der Familie wird fairerweise eine Entscheidung abgenommen, die sie bestimmt nicht treffen möchte.

Hier finden Sie weitere Informationen und können einen Organspendeausweis herunterladen, zum selber Ausdrucken und Ausfüllen:
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http://www.organspendeausweis.org

PS: Sie brauchen ja nicht so wie ich, alles anzukreuzen. Ich hätte auch ein Kreuz hinter „kreuzen Sie das an, wenn Sie Ihren Körper der Wissenschaft oder Medizinstudenten in der Ausbildung zur Verfügung stellen möchten“ gemacht. Ich habe nach meinem (von 2 Ärzten unabhängig voneinander festzustellenden) Hirntod nämlich keinerlei Pläne oder Verwendung für meinen Körper mehr. Egal also, ob transplantieren, plastinieren, balsamieren, konservieren oder experimentieren - anything goes…

:-)

Die besten Wünsche

für die weltweit beste 11-jährige… ;-) elf00001.gif

Gegen Langeweile

Was gab es letzte Woche tolles zu sehen? Nichts außer Salma Hayek in „From Dusk till Dawn“, aber morgen am Sonntag abend, bringt Pro7 um 23.15 Uhr für alle, die am Montag nicht arbeiten müssen, Gewaltszenen etwas Künstlerisches abgewinnen können und den Film noch nicht gesehen haben, den Kultfilm „Sin City“ mit Starbesetzung.
Um die Wartezeit bis dahin totzuschlagen empfehle ich Gesellschaft oder den Film „Mr. & Mrs. Smith“, 20.15 Uhr auf RTL, die Actionkomödie, bei der Brad Pitt Angelina Jolia kennen- und lieben gelernt hat. Oder Beides…

Und gehört?
Nur das Gejammer der „Stuttgart 21“ Gegner. Da gibt es, wie in unserem gutsortierten Land üblich, ein langwieriges -und frühzeitiges- Genehmigungsverfahren mit offen ausliegenden Plänen, Anhörungen, Zeitungshinweisen, Presseberichten, sowie Diskussionsrunden. Und jetzt, Jahre später, realisieren die lieben Bürger, dass in ihrer Stadt ein kleineres Bauprojekt durchgeführt wird und ziehen plärrend zur Baustelle. Bei den zum Zeitpunkt des Genehmigungsverfahrens noch nicht Volljährigen zu verstehen. Allen anderen empfehle ich: lernt lesen (die „Bild“ zählt nicht) und geht mit offenen Augen durch Eure Stadt und durchs Leben. Die Planungsphase begann vor 16(!) Jahren…

Oder gelesen?
Nichts Bleibendes, also: was gab’s noch in der letzten Woche? Irgendwie tauchte der Begriff „Ehrenamt“ dauernd auf. Der „Landesbehindertenbeauftragte“ des Landes NRW war bislang eine ehrenamtliche Stelle. Jetzt wurde sie mit Norbert Killewald, SPD, hauptberuflich besetzt. Dass er vorher als Mdl nicht wiedergewählt wurde und quasi arbeitsuchend ohne Einkommen in der Luft hing, nun aber in der neu geschaffenen Stelle 7.000,- Euro monatlich zzgl. anderer Vergütungen erhält, ist bestimmt nur eine (zumindest für ihn) glückliche Fügung. Dass er damit für sein Leben ausgesorgt hat, ist doch schön - was die neidische, nörgelige Opposition bloß hat?! ABM gab es doch schon immer, außerdem wird so quasi nebenbei festgestellt, wieviel (der SPD) die ehrenamtliche Arbeit wert ist!

Wikipedia definiert das Ehrenamt wie folgt:

Ein Ehrenamt im ursprünglichen Sinn ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, das nicht auf Entgelt ausgerichtet ist. Man leistet es für eine bestimmte Dauer regelmäßig im Rahmen von Vereinigungen, Initiativen oder Institutionen und kann in einigen Fällen dazu verpflichtet werden. Ein Ehrenamt wird unter Umständen auch aberkannt. Für ehrenamtliche Tätigkeit fällt in manchen Fällen eine Aufwandsentschädigung an. Heute wird „Ehrenamt“ zunehmend gleichbedeutend mit Begriffen wie „Freiwilligenarbeit“ oder „Bürgerschaftliches Engagement“ verwendet.

Umfang des Ehrenamtes in Deutschland

Jeder Dritte in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich (siehe Ergebnisse des Freiwilligensurveys oder der Enquête-Kommission zum bürgerschaftlichen Engagement).

So weit Auszüge aus Wikipedia. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil, es gibt dort auf vieeelen Seiten noch mehr Infos zur Geschichte, der Herkunft, der Entwicklung des Begriffs usw., aber das hier soll uns erstmal reichen.

Ich möchte mal über die ehrenamtliche Helfer reden, die ich nach meiner Erkrankung kennengelernt habe. Vorher habe ich entweder niemand mit einem ehrenamtlichen „Background“ wahrgenommen, oder es gab in meinem Dunstkreis einfach keine. Ich selbst habe früher nie daran gedacht, etwas ehrenamtlich für die Gesellschaft zu tun, ich hatte -wie viele andere auch- genug mit meinen eigenen kleinen Aufgaben zu tun. Dazu kamen ungezählte Einsätze als EDV-Pannenhelfer, Küchenmonteur, Umzugshelfer und Handwerksdienst. Mit Kindern, alleinerziehend und selbständiger Arbeit mehr als genug „Zeitfresser“. In meinem nächsten Leben würde ich mir die Zeit dafür aber nehmen - habe ich mir vorgenommen. Ob, wie und wie nah ich dabei an menschliche Schicksale rangehen würde, lasse ich mal offen. Ich finde, dass viel Mut dazu gehört, mit Menschen zu arbeiten.

Es hält sich permanent das böse Vorurteil, ehrenamtliche Helfer seien alt, gelangweilt, weiblich und christlich, schauen wir also mal genau hin. Alt? Nein, stimmt nicht. Gelangweilt? Auch nein, die meisten führen ein normal ausgefülltes Leben mit Arbeit, Privatleben und Hobbies. Weiblich? Hier ja, geschätzter Anteil bei 90%. In anderen Bereichen der ehrenamtlichen Arbeit dagegen nein. Beim Katastrophenschutz z.B. ist es umgekehrt. Und christlich? Hier ja, woanders: keine Ahnung. Fakt ist nur - ohne ginge es nicht. Weder hier, noch beim Katastrophenschutz, der „Arche“ und in vielen anderen Bereichen.

Wenn Sie also christlicher Grundgesinnung, alt, weiblich, gelangweilt oder Atheist, jung, ausgelastet und noch ohne ehrenamtliches Engagement sind - ich hätte da was gegen Langeweile: … ;-)

‘Gut gemeint’ ist das Gegenteil von ‘gut gemacht’

Das Beste, was ich in der vergangenen Woche gesehen habe, war die Jubiläumssendung zum 10-jährigen Bestehen von „Nightwash“. Das Faszinierende daran ist für mich, wie eine Show es schafft, jahrelang ein Geheimtipp zu bleiben und trotzdem Kultstatus zu erreichen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die Truppe um „Knacki“ Deuser in Halle (Gerry Weber) Station gemacht hat. War lustig, manchmal skurril, immer aber unprätentiös und charmant, zu beobachten, wie die teilweise noch sehr grünen Comedians ihre ersten Schritte in OWL machten, Carolin Kebekus z.B…
Dann war da noch ein ausgezeichneter Spielfilm, ein Drama von 2001 mit Kevin Spacey (noch ein Film mit ihm, den ich noch nicht gesehen hatte), Helen Hunt und Haley Joel Osmont. Dienstag nacht auf dem „Ersten“. Fein inszeniert, überzeugend gespielt: „Das Glücksprinzip“, oder -treffender im Originaltitel- „Pay it forward“.

Das Beste, das ich gehört habe: nichts Neues. Ich habe mal bei Melody Gardot reingehört, kann aber mit „Modern Jazz“ immer noch nichts anfangen. Söhne versuchen ja immer, ihren Vätern nachzueifern. Ich auch, aber bei Modern Jazz hörte es auf! Finde ich zwar nicht so befremdlich wie Oper, Operette oder Volksmusik, aber ich bin mir nun sehr sicher, dass Modern Jazz nie was für mich sein wird. Nicht tragisch, immerhin sind so z.B. Schach, Badminton und Kochen hängengeblieben.

Was gab’s Tolles zu Lesen? „Denken …und andere Randsportarten“, ein interessantes Buch von Thorsten Havenser, in das ich reingeschnuppert habe. Empfehlenswerte Lektüre.

Und zu Essen? Einmal - ehrenamtliche - Nudeln auf italienische Art und Putenpfanne asiatisch, mit Reis. Beides sehr lecker (war sogar zum Beißen), vielen Dank an Annette und Waltraut.

Jemand sprach mich mal darauf an, dass ich oft abweisend, manchmal sogar feindselig auf Menschen wirke, die zu mir kommen und mir nur helfen wollen. Ist sicherlich nicht ganz falsch, trifft aber auch nicht wirklich zu! Ich falle niemandem gleich um den Hals, nur weil er atmet, und bin auch momentan stark von Tageszeit und persönlichem Fitnesszustand abhängig. Und natürlich auch von dem bis dahin Erlebten. Grundsätzlich freue ich mich aber über Besuch. Vor allem ehrenamtliche Helfer bewundere ich ob ihres selbstlosen Engagements. Ich wertschätze und anerkenne ihr Tun sowie den sicht- und fühlbaren guten Willen, liebe deswegen aber keinesfalls jeden jederzeit. Mit fortschreitendem Tagesverlauf höre und erlebe ich oft leider viel (für mich) Negatives. Gleich nach dem Wecken z.B. ist das Erste, das ich höre, eine Entschuldigung - wegen des verspäteten Weckens, der Lautstärke, der eigenen Person oder anderem Wischiwaschi. Immer jedoch „TMI“. Heißt: „too much information“, und bedeutet, dass weniger manchmal mehr ist. Beispiel gefällig? „Wo ist Ihr Bad?“ ist als Frage völlig ausreichend, „Wo ist Ihr Bad? Wenn ich nicht bald auf eine Toilette komme, geht’s in die Hose“ dagegen definitiv TMI. So jedenfalls beginnt kein Tag positiv für mich, verspätetes Wecken bedeutet oft, dass mein Termin für Krankengymnastik oder Ergotherapie ansteht und ich vielleicht keine Zeit mehr zum Frühstücken habe! Ich ziehe „Good Vibes“ dem vor. Wir alle bevorzugen optimistisch eingestellte, positiv denkende und von ihrem Können überzeugte Menschen; wenn Ergebnisse und Leistungen erwartet werden, Profis. Sie würden doch auch lieber mit einem Piloten fliegen, der von seinem Können überzeugt ist, als mit dem, der Sie wie folgt über die Lautsprecher begrüßt: „Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin zwar bei Weitem nicht der beste Pilot unserer Fluglinie und zudem nicht wirklich ausgeschlafen, freue mich aber trotzdem, Sie hier an Bord begrüßen zu dürfen“. Mit menschlichen Werten hat das nichts zu tun, der beste Pilot kann als Mensch absolut minderbemittelt sein - und umgekehrt. Die Frage ist nur, ob man gerade Freunde oder Profis braucht.

Wir bleiben mal in der Luft, an Bord unseres Flugzeugs. Der Pilot hat es geschafft, das Flugzeug ohne Probleme in die Luft zu bekommen; Auftritt der Stewards und Stewardessen. Unverzichtbarer Bestandteil im Räderwerk des Transports über den Wolken, mehrsprachig, freundlich und immer verbindlich. Oft auch hübsch, kompetent oder hübsch kompetent. Wie auch immer, stellen Sie sich mal vor, sie alle stellten nur rethorische Fragen, oder beantworteten sie selbst und machten, was sie wollen. Bei einem Inlandsflug sicher und nonchalant zu überstehen. Anders sähen die Folgen für einen mehrstündigen Interkontinentalflug aus! Spätestens zum Ende des Flugs hätte der friedfertigste Mensch „unfriedliche“ Fantasien mit den Flugbegleitern - egal, wie nett, hübsch oder höflich sie sind. Irgendwann reißt auch der stabilste Geduldsfaden, wenn sich der Flugbegleiter mit einem freundlichen „Darf ich das schonmal abräumen?“ über Ihr zögerliches „Nein, ich möchte noch…“ hinwegsetzt, oder die Stewardess ständig über sie hinweggreift mit einem freundlich nachgereichten „darf ich mal?“ Spätestens, wenn Fragen gestellt werden, die grammatikalisch eigentlich keine Fragemerkmale aufweisen wie z.B. „Ich darf das mal wegnehmen“, reicht’s und der Topf kocht über. Mir in jedem Fall.

So, zurück auf den Boden. Keep’ smiling, think positive, Carpe diem, usw. ;-)

Aloha

shirt_aloha_mens_54.jpgDer Wochenrückblick wird von mir immer samstags verfasst, weil ich dann genug Zeit und Ruhe habe. Sonntags bekomme ich regelmäßig Besuch und in der Woche ist zuviel los, um mal einen Nachmittag ungestört schreiben zu können.

Das Beste, was ich in der letzten Woche im Fernsehen gesehen habe, (jetzt, wo „Californication“ nicht mehr läuft), war „Die Bucht“, eine schockierende Dokumentation (als DVD und Blu Ray erhältlich), die man nicht glauben mag. Ähnlich wie die hohlen Bewohner der Färöer Inseln, die Jahr für Jahr Grindwale aus Tradition(!) abschlachten, verfahren Japaner jedes Jahr von September bis März in einer abgesperrten, unzugänglichen Bucht bei Taiji mit großen Tümmlern (=Delfinen).Infos hier: http://www.atlanticblue.de

Als Ausgleich habe ich mich köstlich über die Kultserie „Mein Name ist Earl“ (RTL, samstag nachts) amüsiert. Liebenswerte, skurrile Protagonisten ohne den platten, sonst üblichen Sitcom-Humor.

Das Beste, was ich gehört habe, war der Hawaiianer Israel Kamakawiwo’ole mit seinem Coversong „Somewhere over the Rainbow“ aus 1997, der irgendwie immer wiederkommt - aktuell am 3.09.2010 als CD und Download, davor als Filmmusik zu „Rendezvous mit Joe Black“ und „50 erste Dates“. Zu Recht, wie ich finde. Selbst ohne die Geschichte des verstorbenen „sanften Riesen“ zu kennen, hat mich die eingängige Stimme in Kombination mit seiner Ukulele sehr berührt.
Hier die Musik, der Mensch, seine Familie sowie hawaiianische Impressionen: http://www.myvideo.de/watch/7712274

Der Vollständigkeit halber noch das Beste, was ich in der vergangenen Woche gelesen habe: für jeden Tag zusätzliche Betriebsdauer erwirtschaftet ein deutsches Atomkraftwerk 1.000.000 Euro!
Bei dem Thema stellt sich mir eine Frage: wieso streichen die Stromkonzerne die immensen Gewinne ein, aber die Steuerzahler müssen die Zeche für die Entsorgung zahlen?

Dann war da noch der Besuch meiner aufgeregten Tochter, die ihre ersten Tage an einer weiterführenden Schule hinter sich gebracht hatte.
Und natürlich Manuel, der weniger redet und eher handelt, womit - Abrakadabra - mein lärmender Sprachcomputer geheilt und wieder friedlich ist. Einfaches kann so einfach sein ;-)
Umso höher zu bewerten, weil er eigentlich keine Zeit hat und sich um sein Geschäft kümmern muss: Junge Mode für Sie und Ihn www.merlinstore.eu

Was gab’s sonst noch Schönes und Gutes (oder Erwähnenswertes) in der Woche?

Meine Krankenkasse, die AOK, scheint am Ende ihrer Zahlungswilligkeit angelangt zu sein.  Es wird z.Zt. über meinen Umzug im Oktober nachgedacht. Die Ursachen liegen mit ziemlicher Sicherheit darin begründet, dass ich einerseits altersmäßig nicht in ein Hospiz passe - erst recht nicht in ein Altenheim - andererseits die Verweildauer eines typischen Hospizgastes (ca. 6-8 Wochen) mittlerweile deutlich überschreite, und die tägliche Intensivpflege in einem Hospiz ist wohl ziemlich teuer. Bis heute existierte nichts zwischen Altenheim und Hospiz, jetzt gibt es zumindest schon die Erkenntnis, dass da eine Lücke im System klafft, die Absicht, das zu ändern, und ein Konzept für „die junge Pflege“.
Die Denkspiele haben einen gewichtigen und grundsätzlichen Architekturfehler, beruhen sie doch auf einem Konzept und nicht auf erprobten und bewährten Erfahrungen. Wer das Konzept einer „jungen Pflege“ studiert, stellt schnell fest, dass Vieles seinen Ursprung in der Altenpflege hat oder zumindest dort entlehnt worden ist. Für alle, denen das Konzept nicht vorliegt: es ist eine leicht erweiterte  Leistungsbeschreibung für ein Altenpflegeheim mit so jugendlichen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie „Emotionales Erwachen“, Morgenrunde,  Bewegungsübungen, Gartengestaltung, Blumenpflege, Bildnerisches Gestalten, oder - besonders beliebt bei ALS-Kranken - Spazierengehen. Es bleibt auch nach eingehehendem und gründlichem Studium wenig „jung“, und bietet speziell aus der Sicht eines ALS-Kranken auch leider nichts wirklich Besonderes oder Attraktives!

Man braucht nicht erst das Beispiel des Sicherheitskonzepts der Duisburger Loveparade zu bemühen, um zu veranschaulichen, dass Konzepte reine Theorie sind. Hier werden die Zusammenhänge und Ursprünge deutlich, schaut man sich Verfasser und Ort der „jungen Pflege“ an: ein Altenheim in Bielefeld…

Geht es nur mir so, dass ich finde, dass junge und alte Pflege unter einem Dach, mit demselben Personal, sich ziemlich frontal gegenüberstehen und das Konzept besser zur Erweiterung eines Hospiz passt? Die meisten der Leistungen, die im Konzept beschrieben werden, sind für einen Hospizbetrieb längst (all-)täglicher Standard. Bei aller Kritik muss man der Verfasserin jedoch zugestehen, eine Versorgungslücke erkannt und sich Gedanken um die Beseitigung gemacht zu haben. Der erste Schritt ist somit gemacht und ich bin gespannt auf die noch folgenden…

Schlangenragout

So, es ist mal wieder Samstag, Zeit für das wöchentliche Update. Neuigkeiten?

Nichts wirklich Spruchreifes, irgendwie ist die Luft raus. Bei mir und bei meinem Umfeld auch. Üblicherweise würde ich jetzt bei mir das obligatorische, herbstliche „Burn-out-Syndrom“ diagnostizieren und eine Woche Nachsaison-Sonne buchen oder mich in die Arbeit stürzen. Irgendwie geht momentan aber nichts von beidem, was mich etwas frustriert. Zeit, dass ich mir neue Hobbies suche (und finde). Vorschläge erbeten!

Der prominenteste Physiker und ALS-Kranke unserer Zeit, Stephen Hawkins, ist zur Zeit auch nicht gut drauf - in seinem neuen Buch schließt er die Existenz Gottes kategorisch aus. In einem aktuellen Interview bot er einen absolut bemitleidenswerten äußeren Eindruck, faszinierte mich aber durch den Output seines Sprachcomputers in punkto Qualität und Geschwindigkeit. Ich glaube, er hat schneller geantwortet, als ich es könnte. Irgendwie war sein Sprachcomputer schneller als meiner ;-)  Allerdings hing er mehr mehr in seinem Rollstuhl als dass er saß, total schief! Ich habe bei mir auch eine starke Seitenneigung festgestellt; scheint für ALS-Kranke symptomatisch zu sein. Was mich aber sehr erschreckte, waren die 4 unteren Schneidezähne, die so grotesk aus seinem Gesicht hervorstanden, dass sie ihm das Aussehen eines Tiefseeraubfisches verliehen. Noch jetzt denke ich über Maßnahmen zur Beseitigung, Vorbeugung und Vermeidung nach. Ich glaube, das unterscheidet uns: während er keinen Gedanken an sein Äußeres (mehr) vergeudet und lieber schwarzen Löchern auf den Grund geht, schaue ich noch in den Spiegel und versuche, nicht zu debil auszusehen und vergeude meine Zeit mit Referaten übers Reiskochen. In dem Zusammenhang stellte sich mir die Frage, wieviel Pflegekräfte er in 20 Jahren „verschlissen“ hat …

Zum Thema „Genies und Äußerlichkeiten“ hält sich hartnäckig eine nette Geschichte: sie betrifft Albert Einstein. Angeblich besaß er 7 identische Garnituren Kleidung in seinem Schrank, um nicht Tag für Tag bei der Auswahl Zeit zu vergeuden…

Dann ist da noch Natascha Kampusch, die wegen der Veröffentlichung ihres Buches („3094 Tage“) gerade sehr medienpräsent ist. Diese Persönlichkeit finde ich absolut faszinierend. Ich bin jetzt gerade mal 2 Jahre Gefangener im eigenen Körper, Hawkins schon unglaubliche 20. Aber sowohl er wie auch ich hatten ausreichend Zeit, ein Leben zu leben und eine Persönlichkeit auszubilden. Natascha nicht - sie wurde im zarten Alter von 10 Jahren ihrer persönlichen Freiheit beraubt und gefangen gesetzt. Für mehr als 8 Jahre ohne Kontakt zur Zivilisation, Sonne und menschlicher Wärme. Unvorstellbar für mich, dass sie das überstanden hat, ohne körperlich und geistig völlig zusammenzubrechen!

Heute vor 9 Jahren verübte Al Kaida zum ersten Mal terroristische Anschläge mit Passagierflugzeugen, was uns seitdem weltweit schärfste Sicherheitsvorkehrungen - nicht nur auf Flughäfen - beschert.

So, dieses Wochenende soll recht sonnig werden und ich habe noch einen Grillvorschlag, bevor die Saison zu Ende ist und die Geräte eingemottet werden. Außerdem wollten 3 Leute das Rezept haben - also:

Rezept für Saté (indonesische Spezialität)10020_10180_11222_1208786317427.jpg

Zutaten
———–
drei größere Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen
Koriander, gemahlen
Sambal Oelek (scharfe, rote Chilipaste)
Ketjap Benteng Manis (Sojasauce)
Erdnussbutter, fein
Salz, weißer Pfeffer, Essig, Zucker

ca. 1,5 Pfund Putenbrust
(oder je nach Geschmack landestypische Sorten wie Hühnchen, Schlangen, Opossums, Eichhörnchen o.ä., nur bitte kein Rind wegen ihres CO2 und Methanausstoßes)
Schaschlikspieße aus Holz oder Metall
Plastikbeutel zum Marinieren, verschließbar

Zubereitung
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Marinade:
Die Zwiebeln mit einer Reibe in eine Schüssel reiben, die Knoblauchzehen mit 3 gestrichenen TL Salz zerdrücken, etwas Pfeffer und 2 EL Koriander, 3 TL Sambal, 2 TL Zucker, einen kleinen Schuss Essig (ca. 3 TL), und eine Menge Ketjap dazugeben und verrühren.

Spieße:
Das Fleisch würfeln und auf die Spieße stecken, dann in die Beutel tun, Marinade zugießen und die Beutel verschließen. Mindestens über Nacht einziehen lassen, dann aus den Beuteln rausnehmen, abtropfen lassen und kurz grillen.

Soße:
Die abgetropfte Marinade aus den Beuteln und etwaige Reste in einen kleineren Topf geben und auf kleiner Stufe erwärmen und leicht köcheln lassen.
Langsam etwa 2/3 Glas Erdnussbutter unterrühren und ggf. mit etwas Wasser, Salz, Pfeffer und Ketjap abschmecken.

Tipp: gerät die Soße zu kräftig, kann sie mit etwas Erdnussbutter und Wasser leicht entschärft und/oder gestreckt werden.

Mit Reis und den Spießen servieren. Guten Appetit!

Palliativpflege oder freier Wille

Seit die aktive Sterbehilfe wieder intensiver diskutiert wird, bringen die Sterbehilfegegner die Palliativpflege sowie Sterben als Prozess (…wenn Sterben zum Leben wird…), z.B. im Hospiz, stärker als Alternative dazu in Position.

Wenn wir die Sachlage mal genauer betrachten, fällt erstmal eine gewisse Bevormundung ins Auge. Sowohl Gegner wie auch Befürworter der Sterbehilfe stammen zwar aus verschiedenen Lagern, allerdings seltenst aus dem Lager der Betroffenen. Somit werden hier Tatsachen von Lobbyisten des einen oder anderen Lagers geschaffen, ohne den Betroffenen das Gewicht und den Status einzuräumen, das sie verdienen. Parallelen zum Jugendschutzgesetz erkennt man auf den ersten Blick, nur sind die, um die es hier geht, i.d.R. mündig und fast immer erwachsen. Nicht selten lebten sie länger als einige der Entscheidungsträger. Sie arbeiteten, zahlten Steuern, gründeten eine Familie und erlebten das eine oder andere. So oder so, haben die meisten im Lauf ihres Lebens gelernt, Entscheidungen zu treffen. Und genau dieses Merkmal eines freien und mündigen Bürgers wird einem Menschen in einer Notlage oder am Ende seines Lebens versagt.

Natürlich sind viele aufgrund ihrer Erkrankung nicht in der Lage, aktiv und über einen längeren Zeitraum hinweg an politischen oder juristischen Prozessen teilzuhaben. Aber die entscheidene Frage, ob sie ihre biologischen Vitalfunktionen weiter fortsetzen möchten oder nicht, könnten sie alle kurz und klar mit einem „ja“ oder „nein“ selbst beantworten. Warum sie so entscheiden, wie sie dann entscheiden, ist eine andere Frage, aber für alle anderen ohne Relevanz. Jeder sollte einem Todkranken, der sein Leben nicht mehr weiter zu führen entschieden hat, soviel Respekt gegenüber aufbringen, dass er die Entscheidung akzeptiert, so wie sie gefallen ist.

Schnell stellt man aber fest, dass dem nicht so ist. Zahllose Gruppierungen, nicht zuletzt die Kirchen, überbieten sich beim Auflisten der Contra-Sterbehilfe Gründe gegenseitig. Unter dem Strich lassen sie sich alle zum (christlichen) Dogma zusammenfassen, das einen Freitod als Sünde* einordnet, erst recht die Tötung auf Verlangen.

Letzteres kann ich sogar verstehen und unterstütze es - wenn auch aus wahrscheinlich anderen Gründen. Das wäre aber irrelevant, wenn man dem Lebensunwilligen zuverlässige und zivilisierte Freitodmöglichkeiten bieten würde. Technisch und organisatorisch im 21. Jahrhundert wahrlich kein Problem mehr. In Zeiten, in denen die Steuerung des Umfelds mit den Augen möglich ist, und Computern als modernem Äquivalent eines Butlers bekommt ein „EXIT“ Knopf dann eine ganz neue Bedeutung…

Ich habe mein Leben nach dem Motto „Die persönliche Freiheit eines Menschen endet da, wo sie die persönliche Freiheit eines anderen berührt“ gelebt und würde es begrüßen, wenn ich auch an meinem Lebensende weiter so verfahren könnte - inkl. der Entscheidung, ob ich einen Knopf drücke oder nicht!

PS: Eine Sicherheitsabfrage im Stil von „Sind Sie sicher, dass…“ sollte reichen… ;-)

PPS: Na gut - zwei.

*) Gestern sah ich im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen im Kontext einer Sendung zu den Anschlägen vom 11. September in den USA, wie Menschen sich aus den Fenstern des „World Trade Center“ in den sicheren (Frei-)Tod stürzten, um einem Tod durch Ersticken oder Verbrennen zu entgehen.

Da drängte sich mir sofort die Frage auf, ob sie deswegen nachträglich aus der Kirche ausgeschlossen worden sind oder exkommuniziert wurden.

Ich möchte lieber daran glauben, dass die Kirche(n) ohne großes Aufheben darum zu machen, die freie Willensentscheidung der Todeskandidaten über ihre Dogmen stellten, und recherchiere dahingehend nicht weiter.
PPS: Ich denke, dass sich unterm Strich die „oder“- Frage nicht stellt.
Die Palliativpflege ist m.E. unverzichtbarer Bestandteil eines zivilisierten Gesundheitssystems.
Um dem ganzheitlichen Konzeptanspruch, den die Befürworter der Palliativpflege gerne für sich reklamieren, gerecht zu werden, fehlt mir allerdings die Möglichkeit, zu wählen. Mit der Aufnahme der Freitodmöglichkeiten in das Konzept der ganzheitlichen Pflege wäre die Palliativpflege wirklich konsequent zu Ende gedacht und vollständig!

Allen, denen der Gedanke daran zu reaktionär ist, empfehle ich, sich einmal ein paar Jahre zurück ins World Trade Center zu begeben und die Selbstmordkandidaten davon zu überzeugen, sich verbrennen zu lassen statt zu springen.

Von Reis und Kartoffeln

Ich weiß nicht, was ich schreiben soll; die vergangene Woche war ereignisarm wie so oft. Mein Nacken, mein Hals und meine Beine werden schwächer - der ‘ALS’ fällt auch nichts Neues mehr ein. Aber was stellte ich im letzten Beitrag fest: wahrscheinlich wünsche ich den gegenwärtigen Zustand in ein paar Wochen sehnlichst herbei. Spätestens dann, wenn ich weder Beine noch Kopf bewegen kann…

Um den Menschen, die zwar Reis mögen und gesund finden, aber die Zubereitung für ein Buch mit sieben Siegeln halten, zu helfen, gebe ich hier mal einen Tipp zum Besten, aus der Kategorie „Tipps, die die Welt nicht braucht“, nämlich:

 Reiskochen für Anfänger
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Reiskochen kann so einfach sein. :-) Aufkochen, quellen lassen - fertig.

Aber warum einfach, wenn’s auch umständlich geht…? Ich sehe in der Küche oft Hobbyköche beim hektischen Hantieren mit Kochbeuteln, Wasser zu- oder abgießen, und Reis umschütten. So viel unnötiger Stress für einen so leichten und an sich stressfreien Vorgang. Das Ergebnis ist selten lockerer, körniger Reis, wie es die Werbung verspricht, sondern oft nasser, zu harter oder weicher, und klebriger Reis.

Dabei könnte alles so einfach sein:
Reis kaufen, Langkorn oder Bruchreis (ist günstiger), Duft- oder Jasmin, Basmati oder Thai Reis.
Alles außer Rundkornreis (ist z.B. für Risotto und Sushi geeignet, weil er weich und klebrig ist),
Parboiled Reis (ist vorbehandelt),
Wild- oder Naturreis (gehört nicht zu den Reissorten und benötigt sehr lange Garzeiten),
vorbehandelten, gewürzten oder vorgewaschenen Reis.

Ich kaufe Thai Reis Säckeweise im Asialaden meines Vertrauens, riecht gut, schmeckt lecker und ist recht günstig.

Zubereitung:
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Topf nehmen, 2 Tassen Reis (oder mehr oder weniger, spielt für die allgemeine Verfahrensweise keine Rolle), hinein geben und dann mit Wasser aufgießen. Dabei schütten Sie so lange Wasser hinzu, bis die Höhe des Reis im Topf doppelt erreicht ist.

Beispiel: füllt der Reis den Topf 2 Fingerbreit hoch, füllen Sie Wasser auf, bis es knapp 4 Fingerbreit hoch im Topf steht.

Dann erhitzen Sie den Topf auf der höchsten Stufe, lassen Sie den Reis kurz kochen, kippen Sie den Deckel (oder nehmen Sie ihn kurzzeitig ganz ab), damit der Reis nicht überkocht. Dann drehen Sie die Leistung der Kochplatte auf 0 herunter, setzen Sie den Deckel wieder auf und vergessen Sie den Reis.

Die Restwärme der Kochplatte reicht meist, um den Reis in etwa 15-20 Minuten fertig zu garen. Sie erkennen, dass er fertig ist, wenn das Wasser weg ist. Falls die Restwärme mal nicht ausreicht (weil Sie z.B. eine Riesenmenge kochen), geben Sie noch 5 Minuten auf kleiner Stufe dazu.

Vor dem Servieren zum Auflockern einmal umrühren, fertig. Wenn Sie den Dreh mal raushaben, beschränkt sich der Aufwand für das Reiskochen darauf, Wasser und Reis in einen Topf zu füllen und den Regler der Kochstelle an- und wieder auszuschalten.

Reis braucht weder gewaschen noch geschält zu werden - im Gegensatz zu Kartoffeln. Auch die Lagerung ist unproblematisch: trocken überdauert Reis jede Kartoffel um Monate und steht immer griffbereit zur Verfügung.

PS: Im Gegensatz zur landläufigen Meinung mag ich Kartoffeln sehr wohl: als Pommes, Gratin, Pell- und Bratkartoffeln (sehr knusprig, bitte), Reibekuchen, frittierte Kartoffelecken (amerikanische Art), Folien- und Pellkartoffeln (z.B. mit Heringsdipp), Herzoginenkartoffeln, Kartoffelsalat usw. usw.

„Normale“, mehlig kochende Kartoffeln (mit Soße), Kartoffelbrei u.ä. finde ich dagegen bah!